Wie geopolitische Spannungen an der Straße von Hormus die globale Wirtschaft und Ölpreise bedrohen

Einordnung der Lage

Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass der Iran konkrete Schritte in Erwägung zieht, die Straße von Hormus zu schließen – ein maritime Nadelöhr, durch das täglich rund 20 % des weltweit gehandelten Rohöls transportiert werden.

Ein entsprechender Beschluss wurde laut iranischem Staatsfernsehen bereits vom Parlament verabschiedet; die endgültige Entscheidung liegt jedoch beim Obersten Nationalen Sicherheitsrat. US-Außenminister Marco Rubio forderte China – den größten Abnehmer iranischen Öls – eindringlich dazu auf, Teheran von diesem Schritt abzuhalten. Eine Schließung der Straße von Hormus hätte dramatische Auswirkungen auf die weltweite Energieversorgung und dürfte die Ölpreise massiv in die Höhe treiben – mit entsprechenden Folgen für Inflation, Transportkosten und geopolitische Stabilität.

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Abb. 01: Destinationen der Öl Lieferungen über die Straße von Hormus – Quelle: US Energy Information Adminsitration

China, aber auch andere asiatische Volkswirtschaften wie Indien, Japan und Südkorea wären besonders hart getroffen. Analysten warnen, dass ein solcher Schritt für Iran wirtschaftlich und diplomatisch einem Eigentor gleichkäme, da er sowohl regionale Verbündete als auch seinen wichtigsten Kunden China gegen sich aufbringen könnte.

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Abb. 02: Herkunft und Destination der Öl Lieferungen über die Straße von Hormus – Quelle: US Energy Information Administration

“I encourage the Chinese government in Beijing to call them (Iran) about that, because they heavily depend on the Straits of Hormuz for their oil,” Marco Rubio had said in an interview with Fox News on Sunday.

“If they [close the Straits]… it will be economic suicide for them. And we retain options to deal with that, but other countries should be looking at that as well. It would hurt other countries’ economies a lot worse than ours.”

Märkte reagieren bereits

Die Finanzmärkte haben prompt reagiert. Die Charterraten für Rohöltanker von der Golfregion nach China sind seit Beginn der israelischen Angriffe um fast 90 % gestiegen. Auch die Frachtraten für Produkte wie Benzin oder Kerosin ziehen an, ebenso wie die Versicherungsprämien.

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Abb. 03: Öltanker-Einnahmen – Quelle: Baltic Exchange, Bloomberg

Der Ölpreis (Brent) legte seit Anfang Juni bereits um 10 USD zu und notiert bei 75,07 USD – eine Entwicklung, die sich im Falle einer tatsächlichen Blockade deutlich beschleunigen könnte.

Versicherungskosten als unterschätzter Treiber für höhere Transportkosten und Lieferkettenprobleme

Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor in der aktuellen geopolitischen Krise sind die steigenden Versicherungsprämien für Schiffe, insbesondere die sogenannten Kriegsrisikoprämien. Diese Prämien decken das erhöhte Risiko von Angriffen, Beschädigungen oder Verlusten durch Konflikte in besonders gefährdeten Seegebieten ab. Bereits während der Huthi-Angriffe im Roten Meer mussten Reedereien deutlich höhere Prämien zahlen, was die Transportkosten merklich ansteigen ließ.

Sollten die Spannungen im Nahen Osten weiter eskalieren und insbesondere die Straße von Hormus zu einem unsicheren Gebiet werden, ist zu erwarten, dass die Versicherungsprämien noch weiter steigen. Viele Reedereien könnten dann gezwungen sein, auf längere, aber sicherere Routen auszuweichen – etwa rund um das Kap der Guten Hoffnung. Diese Umwege verlängern die Transportzeiten erheblich und führen zu deutlich höheren Frachtraten.

Die Folgen sind weitreichend: Raffinerien erhalten ihre Rohstoffe später und teurer, was die Produktion von Treibstoffen und anderen Erdölprodukten verteuert. Letztlich spüren Verbraucher weltweit diese Mehrkosten an der Zapfsäule und im Supermarkt. Somit wirken steigende Kriegsrisikoprämien nicht nur unmittelbar auf die Schifffahrtsbranche, sondern entfalten eine Kettenreaktion, die sich negativ auf die gesamte globale Wirtschaft und Inflation auswirkt.

WSL SHIPPING erweitert Echtzeit-Schiffsverfolgung: Fokus auf strategische Meerengen

WSL SHIPPING hat seine Echtzeit-Tracking-Daten deutlich ausgebaut und deckt nun auch Schiffsbewegungen an drei der wichtigsten globalen Schifffahrtsknotenpunkte ab: der Straße von Hormus, dem Suezkanal und dem Kap der Guten Hoffnung. Nutzer können ab sofort die Gesamtzahl der Durchfahrten nach Schiffstyp analysieren – mit einer detaillierten Aufschlüsselung speziell für die Tanker-Kategorien (z. B. VLCCs, Suezmax, Aframax). Diese Erweiterung bietet Investoren, Analysten und Logistikentscheidern tiefe Einblicke in die Dynamik der weltweiten Energie- und Rohstofflogistik – insbesondere in Zeiten geopolitischer Unsicherheit.

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Abb 05: Schiffsverkehr – tägliche Anzahl der Schiffs Querungen in Hormuz – Quelle: Bloomberg

Fragile Lage mit großem Eskalationspotenzial

Noch ist die Straße von Hormus offen, doch die geopolitische Spannung steigt. Selbst wenn eine physische Sperrung ausbleibt, genügen schon Drohungen und punktuelle Zwischenfälle, um die globalen Lieferketten erheblich zu stören. Für Investoren, Reedereien und Energieimporteure beginnt nun eine Phase erhöhter Volatilität, in der politische Schlagzeilen die Märkte stärker bewegen als Fundamentaldaten.Abonniert

Energieaktien (v. a. Midstream-Unternehmen) und Versicherer könnten kurzfristig profitieren. Gleichzeitig steigt das Risiko für Schwellenländer mit hoher Energieimportquote. Gold, Rohstoffe und Rüstungswerte dürften an Attraktivität gewinnen, während zinssensitive Assets (z. B. Staatsanleihen mit langer Duration) unter Druck geraten könnten.

Déjà-vu der Energiekrise: Neue Ölpreis-Schocks erinnern an Inflationswelle der 1970er Jahre

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Abb. 06: Vergleich Inflation 1970er Jahre und Heute – Quelle: BLS, Apollo, Bloomberg

Die aktuellen Entwicklungen rund um den Iran und die potenzielle Schließung der Straße von Hormus werfen unweigerlich Parallelen zur zweiten Inflationswelle der 1970er Jahre auf, die durch den Yom-Kippur-Krieg 1973 ausgelöst wurde. Damals führte der plötzliche Kriegsausbruch zwischen Israel und einer arabischen Koalition zur Öl-Embargo-Politik der OPEC-Staaten, was einen massiven Anstieg der Ölpreise zur Folge hatte – das Barrel verteuerte sich innerhalb weniger Monate um das Vierfache. Der daraus resultierende Preisschock traf westliche Volkswirtschaften hart und leitete eine Phase anhaltender Stagflation ein.

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Abb. 07: Auswirkung der Ölpreise auf die U.S. Inflation der 1970er Jahre – Quelle: Bravos Research

Auch heute droht ein geopolitisch getriebener Energieschock: Die angespannte Lage im Nahen Osten, die steigenden Ölpreise und die wachsende Unsicherheit im Schiffsverkehr durch strategische Nadelöhre wie die Straße von Hormus erinnern beunruhigend an die damalige Gemengelage. Sollte es tatsächlich zu einer Blockade oder militärischen Eskalation kommen, könnte dies eine neue Inflationswelle auslösen – mit globalen Folgen für Energiepreise, Lieferketten und geldpolitische Spielräume. Die Geschichte zeigt: Geopolitische Schocks am Ölmarkt können sich schnell in ökonomische Krisen verwandeln.

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Abb. 08: Energiepreis Inflation durch Yom Kippur Krieg 1965-1982 – Quelle: BofA Research
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Der Win-win-win-Effekt

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