Nur antifragile Trader schlagen den Markt!

„Die Märkte sind auf Steroiden“ war in vielen Artikeln zu lesen, die zum Thema Börse in den letzten Wochen erschienen sind. In solchen Situationen werden die Nerven von Tradern massiv auf die Probe gestellt. Antifragilität ist gefragt, aber was ist das überhaupt?

Es gibt 3 Arten von Menschen: fragile, robuste und antifragile. Antifragil sind Menschen oder Systeme, die aus einer unvorhersehbaren Situation einen Nutzen ziehen können. Robuste Menschen sind zwar kräftig und stabil, schaffen es aber nicht, diese unvorhersehbaren Szenarien für sich zu nutzen. Und fragile Menschen, die werden es an der Börse ohnehin sehr schwer haben.

Fragile Trader

Stell dir ein Weinglas vor, das zu Boden fällt, dann hast du sehr schnell eine Vorstellung davon, was fragil ist. Jeder Kursverlust bringt fragile Trader der Verzweiflung nahe. Sie schließen Gewinner viel zu früh und dafür im Gegenzug Verlierer fast nie. Dieses Spiel wiederholt sich ein paarmal und dann geben sie in der Regel auf. „Trading ist nichts für mich“, hört man dann in der Regel, oder: „Die Börse hat was gegen mich.“

Robuste Trader

Ein Holzbrett ist etwas Robustes: Wenn es zu Boden fällt, wird es weder seine Form noch sein Aussehen gravierend verändern. Robuste Trader verkraften Rückschläge an der Börse meist recht gut. Sie erleiden durch die Erschütterungen und Schwankungen an der Börse zwar den einen oder anderen Verlust, aber sie kämpfen sich in der Regel recht schnell zurück. Den Markt allerdings schlagen die wenigsten dieser robusten Trader.

Antifragile Trader

Ein antifragiles System profitiert von Erschütterungen und Schwankungen. Ebenso ist es bei einem antifragilen Trader – er wird aus diesen Schwankungen und Erschütterungen einen Nutzen ziehen. Er schafft es auch, in diesen Phasen profitabel zu sein, und nimmt nicht selten sehr hohe Gewinne in dieser unsicheren Zeit mit. Natürlich erleidet er auch mal Verluste, aber aus denen geht er verstärkt hervor.

Das beste Beispiel für Antifragilität kommt aus der griechischen Mythologie und heißt Hydra. Jedes Mal, wenn dieser Schlange ein Kopf abgeschlagen wurde, wuchsen zwei weitere nach. 

Auch aus der Börsenwelt gibt es ausreichend Beispiele für Antifragilität. Eines der aktuellen ist wohl noch immer der Hedgefonds-Manager Michael Burry (du kennst ihn vielleicht aus der Verfilmung von „The Big Short“). In der Finanzkrise spekulierte er auf einen fallenden Häusermarkt und hatte damit vollkommen recht. Er hat diese Krise nicht nur überlebt, sondern ist verstärkt daraus hervorgegangen. 

Wie werde ich antifragil? 

Antifragilität hat nicht nur im Börsenleben enorme Vorteile, sondern in allen Lebensbereichen. Insofern macht es natürlich großen Sinn, nach dieser Antifragilität zu streben. Dafür tauchen wir zunächst einmal genauer in das Thema Antifragilität ein.

Antifragilität beruht auf der Fragilität ihrer Bestandteile

Damit ein ganzes System antifragil bleibt, muss der Großteil der Bestandteile dieses Systems fragil sein. Hört sich paradox an, ist aber so. Der Grund ist relativ einfach: Erfolg und Scheitern der einzelnen Teile hilft, das System mit Informationen zu versorgen, was funktioniert und was nicht funktioniert. Man könnte es auch „aus Fehlern lernen“ nennen.

Was im evolutionären Prozess scheitert, das stirbt aus. Damit führt aber ganz automatisch jedes Scheitern zu einer allgemeinen Verbesserung anderer Lebensformen. 

antifragilität

Das System Trader 

Gehen wir von der Evolution wieder zurück zum Trading. Wenn ich ein antifragiler Trader sein will, dann muss ich mir bewusst machen, dass meine Teilsysteme fragil sind. Meine Routinen, meine Regeln und auch meine Tradingstrategien sind fragile Systeme. In manchen Marktphasen wird etwas besser funktionieren, in anderen vielleicht gar nicht. Das sorgt für Probleme, die ich lösen muss. Durch diese Lösung einer Herausforderung und der Anpassung meines Systems bleibe ich als Trader antifragil. 

Nehmen wir an, du steigst exakt am Ende eines Bärenmarktes an den Börsen ein. Der Markt beginnt nach der Bodenbildung gerade mit der Ausbildung eines Aufwärtstrends, der über viele Jahre anhalten soll. Du bildest Routinen, Regeln und Tradingstrategien aus. Alles läuft hervorragend, die Gewinne sprudeln. Weil alles so gut funktioniert, erhöhst du das Risiko und es läuft weiter gut.

Und irgendwann, völlig unvorhersehbar, brechen Aktien dann um 70 % bis 80 % ein. Du bist voll von diesen Verlusten betroffen. Warum? Dein System ist fragil geworden. Du hast immer nur Erfolg gehabt und plötzlich geht das nicht mehr. Du hast dich nie oder zu spät an die neue Marktsituation angepasst. Deine Ergebnisse sind zersplittert, wie das zu Boden fallende Weinglas. 

Was muss ich tun, um antifragil zu werden?

Zunächst musst du dich einmal damit abfinden, dass deine Teilsysteme fragil sind. Viele Trader suchen noch immer nach dem heiligen Gral. Dem einen Indikator, dem einen Tradingsystem, der einen Tradingstrategie …! Das Problem: Sobald du diese gefunden hast, bist du fragil und irgendwann kracht es. Finde dich damit ab, dass deine Teilsysteme antifragil sind. Punkt!

Und weil du genau weißt, dass es sich um fragile Systeme handelt, musst du sie ständig überwachen, überprüfen und reflektieren. Denn nur so kannst du Fehler im System finden und sie neu ausrichten. Nur so kannst du erkennen, dass dein System in der momentanen Marktlage massive Schwächen hat. Dann ist ein System zwar gescheitert, aber ein neues daraus entstanden. Antifragile Systeme brauchen Volatilität!

Erschütterungen und Stressoren stärken dein System

Das passiert, indem der Aufbau zusätzlicher Kapazitäten bereitgestellt wird. Sehen wir uns dazu ein Beispiel aus dem Sport an. Wer Sport treibt, der setzt seinen Körper einer höheren Belastung als üblich aus. Der Körper reagiert darauf, indem er die Kapazitäten erhöht und Muskeln aufbaut.

Was für den Sport gilt, gilt natürlich auch für das Trading. Du musst deinen Tradingmuskel stressen, damit er wächst! Und das kann er nur, wenn du regelmäßig tradest. Auch in schwierigen Situationen. 

Leider legen viel zu viele Trader zu viel Wert auf theoretisches Wissen. Und selbst wenn sie das aufgebaut haben, bleiben sie in der geschützten Werkstätte namens Papertrading. Ich finde das töricht. Mal ehrlich, die meiste Ahnung von Flugzeugen hat mit Sicherheit nicht der Pilot, sondern der Flugingenieur. Da stimmst du mir doch sicher zu. Aber ich bin mir sehr sicher, dass du mir auch zustimmst, dass du trotzdem lieber einen Piloten im Cockpit sitzen hättest als einen Flugingenieur, der das Flugzeug steuert. 

Nassim Taleb, der Autor des Buches „Antifragilität“ (das ich dir sehr empfehlen kann), hat im Zuge seiner Recherchen festgestellt, dass die erfolgreichsten Trader an den Weltwährungsmärkten jene waren, die am wenigsten Bildung hatten. Sie verstanden die komplizierten Wirtschaftstheorien ebenso wenig wie politische Zusammenhänge zwischen den Ländern. Aber genau darum, weil sie sich nie sicher sein konnten, haben sie ihre Systeme und Strategien mit Argusaugen beobachtet und nachgeschärft.

Das Truthahn-Problem vieler Trader

Ein Truthahn lebt ein recht glückliches Leben, zumindest wenn er artgerecht gehalten wird. Er wird tagtäglich gefüttert, wird vor natürlichen Feinden geschützt und ist von Artgenossen umgeben. Bis zu dem Tag, an dem Thanksgiving naht. 

Als Trader solltest du daher nicht ständig das Schlimmste, das passieren kann, im Hinterkopf haben. Sondern du solltest noch einen Schritt weiter gehen und dich fragen: „Was kann denn noch schlimmer sein als das Schlimmste, das ich mir vorstellen kann?“ Alleine dieser Gedanke wird dir dabei helfen, deine Systeme ständig zu überwachen. 

Der Nuklearreaktor in Fukushima wäre imstande gewesen, das stärkste Erdbeben, das jemals in der Region gemessen wurde, zu überleben. Naja, du kennst die Antwort: Es kam ein noch stärkeres!

Fazit

Überwache, überprüfe und reflektiere deine Systeme so oft wie möglich. Hinterfrage dich und alles, was du tust. Denke vorausschauend und habe dabei stets ein noch schlimmeres Szenario vor Augen. Analysiere deine Trades, Regeln und Strategien stets auf Fehlerquellen und Anfälligkeit. Erschaffe neue und bleibe so antifragil! 

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Der Win-win-win-Effekt

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