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  • Reiner

    Mitglied
    25. Februar 2022 um 13:50

    Hallo Kollegen, Lieber Thomas,
    Ich beschäftige mich seit über 20 Jahren mit Optionen.
    Anfangs sass ich ebenfalls wie Du der Kontrollillusion auf, man könne mit genügend weitem Blick in den Rückspiegel den Verlauf der vor uns liegenden kurvigen Strecke herauslesen.

    Fünfzehn Jahre davon nutzte ich das Programm OptionVue.
    Diese Software war seinerzeit revolutionär und bot alle erdenklichen Möglichkeiten für backtesting von Optionen und Strategien und war sauteuer.
    Man konnte in extrem kurzer Zeit die ausgefeiltesten Kombinationen im historischen Vergleich berechnen lassen. Seien es reine Optionsstrategein, vertikal, horizontal, oder Kombinationen mit dem zugehörigen Underlying (Aktie oder Futures), sogar cross market Strategien.
    Heute ist deren System überholt. Sie sind in ihrer Technik stehen geblieben.
    Ich habe vorhin im Internet einiges angeschaut: Es hat sich nichts gebesert. OptionVue ist ein Anachronismus. Ein Dinosaurier.
    Es gibt ein zweiwöchiges trial für wenige Dollar. Vielleicht hilft es Dir weiter.
    Die Software hatte ich 2001 gekauft als lifetime version plus Data feed. Als sie später diese Versiopn eingestampft haben und auf jährliche “Miete” umgestiegen sind, fühlte ich mich vera….t.
    Seither verlangen sie für die Vollversion einen jährlichen Betrag von 1300,- Dollar PLUS Datenfeed !
    Das backtesting hat – rein technisch betrachtet- sehr gut funktioniert – Die Brauchbarkeit bzw. Aussagekraft der Ergebnisse war jedoch katastrophal.
    Wo ein backtesting schon im Futures Bereich beim simplen direktionalen Handel fragwürdig ist, so waren die Ergebnisse im nondirektionalen praktisch unbrauchbar.

    In der Anfangseuphorie war ich noch begeistert, ähnlich wie Du jetzt.
    Mit der Zeit wuchs die Frustration. Heute weiss ich, weshalb es prinzipiell .. sagen wir es freundlich – eine heikle Sache ist-

    Die Gründe:
    End-Of-Day Daten von Optionen sind in weniger liquiden Werten eine Lotterie
    Valide historische Daten sind extrem teuer (viele Tausend Dollar … )
    Schau einmal bei TastyTrade. Sie haben vor längerer Zeit einmal für sehr viel Geld sich historische Daten besorgt und nach allen Regeln der Finanzmathematik untersucht.
    Michael Rechentin (immerhin ein PhD) stellte damals sein Ergebnisse vor.
    Für uns private Kleintrader ist solch ein systematisches Vorgehen nicht machbar.
    In der Regel gibt es fürs backtesting keine bid/ask Angaben und schon gar keine Angaben über das Volumen der Optionen und erst recht keine angaben über die Liquidität.
    Hinzu kommt die im praktischen Handel unsinnige Stop-Setzung bei Optionen.
    Zudem werden in vielen Strikes nur grobe Quotes von den Market Maker Maschinen gestellt, mit teils verrückten Spreads.
    In viele Strikes werden gar keine Preise gestellt.
    Brauchbare Werte bekommst Du nur on request.
    Im realen Handel mag das gehen, wenn man sich “herantastet”. In der Historie hast Du diese Informationen aber nicht.
    Du hast keine Information über die Volatilität ! – Weder die historische Vola, noch die implizite, schon gar nicht das jeweilige IV-Rank.
    Du hast keinerlei Information zum Theta und keine Information über das Gamma, geschweige denn die jeweilige Gamma Exposure, welche von zentraler Bedeutung ist.
    Kalkuliere bitte auch die Commissions – die werden meist unterschlagen. Die Commissions muss man beim Gewinntrade abziehen, beim Verlusttrade noch draufschlagen.
    Damit relativiert sich das oftmals schöngerechnete Bild.

    Es gäbe noch weitere Kritikpunkte, aber ich lasse es dabei bewenden.
    Mein/Unser Fazit ist eindeutig:
    Backtesten in Optionsstrategien als Privatmann ist bestenfalls geistige Selbstbefriedigung.
    Es ist sinnlos vertane Zeit.
    Im übrigen frage ich mich, warum Du denn das Rad mit neu erfinden willst – noch dazu mit unbrauchbaren Daten und amateurhafter Vorgehensweise ?
    Allein bei TastyTrade gibt es umfangreiche Informationen zu funktionierenden Strategien, die man sich erfolgreich zunutze machen kann.

    Solltest Du allerdings ein bahnbrechendes neues Rad erfunden haben, dann Chapeau !

    Lieben Gruss, Reiner