Viele Werte sind seit Jahresbeginn so richtig verprügelt worden. Darunter auch viele Werte, die von Traderinnen und Tradern mit der Wheel-Strategie gehandelt worden sind. Die Rettungsmissionen konnten vielleicht den Einstandskurs etwas drücken, aber viele sitzen noch immer auf massiven Kursverlusten. Calls zu schreiben ist riskant, denn ein plötzlicher Kursanstieg kann die Buchverluste sehr schnell zu realisierten Verlusten machen. Aber es gibt Alternativen!
Snapchat, Facebook, Pinterest, Digital Turbine und viele Aktien mehr haben sich halbiert oder sind sogar um über 80 % gefallen. Damit blockieren sie nicht nur viel Geld im Depot, sondern die gesamte Situation macht auch das Schreiben von Covered Calls extrem schwer. Durch die enorme Volatilität dieser Aktien kann es nahezu jederzeit passieren, dass mein Covered-Call-Ausübungspreis überschritten und mir die Aktien ausgebucht werden. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, in solchen Situationen Einnahmen zu generieren.
Bitte beachte den Disclaimer: Keine Anlageberatung, keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, nur zu Ausbildungszwecken. Den gesamten Disclaimer findest du unter https://optiontradingpal.com/disclaimer
Prämie generieren, ohne die Ausbuchung der Aktie zu riskieren
Nehmen wir an, du hast (wie ich) die Pinterest-Aktie aufgrund eines Wheel-Trades im Depot. Mir wurde die Aktie zu 60 US$ zugeteilt! Ich konnte seither einige Covered Calls erfolgreich schreiben und damit Prämien generieren. Dadurch was es mir möglich, den Break-Even um 4,55 US$ auf 55,45 US$ zu senken.
Zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel hier schreibe, stand die PINS-Aktie bei 25,48 US$. Ich könnte nun einen Covered Call mit einer Laufzeit von 33 Tagen bei 27 US$ schreiben. Dieser Covered Call würde mir eine Prämie von 1,50 US$ bringen. Würde Pinterest nun aber am Ende dieser 33 Tage Laufzeit bei über 27 US$ schließen, hätte ich 2 Möglichkeiten: Ich könnte den Covered Call rollen oder mir die Aktie ausbuchen lassen. Ein Ausbuchen der Aktie würde mir mit einem Schlag einen realisierten Verlust von 2.695 US$ einbringen (siehe Abb. 1: Screenshot Optionstrat.com Covered Call). Das will ich auf keinen Fall riskieren. Also muss ich mich auf die Suche nach Alternativen machen.
Abb. 1: Screenshot Optionstrat.com Covered Call
Alternative 1: Covered Bear Call Spread statt Covered Call
Anstatt eines einfachen Covered Calls nehme ich eine andere Optionsstrategie zur Hand, nämlich den Bear Call Spread. Ich verkaufe also nicht nur einen Call, sondern ich kaufe auch einen, allerdings mit einem höheren Ausübungspreis. Am Beispiel von Pinterest könnte ich zum Beispiel den 27er-Call verkaufen (dafür würde ich wie oben eine Prämie von 1,50 US$ vereinnahmen). Gleichzeitig kaufe ich aber den 30er-Call (dafür müsste ich eine Prämie von 0,69 US$ bezahlen) mit gleicher Laufzeit (wieder 33 Tage). Insgesamt bringt mir dieser Bear Call Spread einen Credit (vereinnahmte Prämie) von 81 US$.
Dadurch ändert sich mein Profit-Loss-Chart signifikant (siehe Abb. 2: Screenshot Optionstrat.com Covered Bear Call Spread). Meine Aktienposition bleibt im Depot und ich kann von ihrem Kursanstieg weiter profitieren. Und das, trotzdem ich eine Prämie von 81 US$ verdiene. Ja klar, die Prämie aus dem Covered Call ist mit 1,50 US$ natürlich fast doppelt so hoch, aber dafür habe ich nicht das Risiko, die Aktie ausgebucht zu bekommen.
Abb. 2: Screenshot Optionstrat.com Covered Bear Call Spread
In Abbildung 2 siehst du das sehr schön. Nachteil: Ich habe eine kleine Schwelle drinnen und ich muss den Bear Call Spread möglicherweise teurer zurückkaufen, aber das Risiko, die Aktie ausgebucht zu bekommen, ist gebannt.
Alternative 2: Keine Prämie, aber vom Kursanstieg überproportional profitieren
Bleiben wir bei der Pinterest-Aktie in meinem Depot. Da gab es zwischendurch schon mal das Gerücht, dass PayPal das Unternehmen zu 70 US$ übernehmen könnte. Die Gerüchte haben sich letzten Endes nicht bewahrheitet, aber jetzt steht Pinterest bei 25 US$. Die Chance auf eine Übernahme ist meiner Meinung nach dadurch bedeutend gestiegen. Allerdings wird eine Übernahme, wenn überhaupt, vermutlich nicht zu meinem Break-Even-Kurs von 55,45 US$ stattfinden, sondern ziemlich sicher deutlich darunter. Ich würde also selbst bei einem Übernahmeangebot von 35 US$ oder gerne auch 40 US$ Verluste machen.
Was wäre denn, wenn ich die Covered-Bear-Call-Spread-Strategie ein wenig ausbaue, indem ich auf die Prämie verzichte und die vereinnahmte Prämie des verkauften Calls dazu nutze, um nicht nur einen, sondern gleich zwei Calls zu kaufen? Wenn ich also das Beispiel vom Covered Bear Call Spread hernehme, dann würde ich für den verkauften Call eine Prämie von 1,50 US$ erhalten und könnte davon nicht nur einen, sondern zwei 30er-Calls kaufen (2 × 0,81$). In diesem Fall würde ich 11 US$ an Prämie bezahlen, allerdings könnte ich die Strike-Preise auch so anpassen, dass der Trade vollkommen kostenlos ist. Dass ich also weder etwas einnehme noch etwas dafür bezahlen muss.
Im Prinzip könnte man dieses Konstrukt einen Covered Call Backspread nennen. In Abbildung 3 siehst du die Auswirkungen auf den Pinterest-Trade. Während der Break-Even meiner Pinterest-Position in Variante 1 bei 57,64 US$ liegt, liegt er in Variante 2 bei 44,16 US$. Meine Kosten, oder besser gesagt mein Risiko, ist hier natürlich auch die Schwelle, die du im Profit-Loss-Chart siehst.
Abb. 3: Screenshot Optionstrat.com Covered Call Backspread
Ein wichtiger Hinweis zu beiden Strategien
Ich schließe in beiden Strategien die Position, wenn der Aktienkurs von Pinterest am Verfallstag zwischen den beiden Ausübungspreisen zu schließen droht. Das kann natürlich auch mit Verlust geschehen. Außerdem musst du bei Aktien mit Dividendenzahlungen auch bedenken, dass es zu einer vorzeitigen Zuteilung kommen kann. Generell solltest du dich, bevor du ein derartiges Konstrukt eingehst, immer mit den Gefahren von Vertical Spreads beschäftigen.
Fazit
Ich habe mich bei meiner Pinterest-Position für Variante 2 entschieden. Wobei ich jetzt, wo die Aktie ein wenig einen Boden zu finden scheint, zusätzlich Cash Secure Puts schreiben werde, um trotzdem Prämieneinnahmen zu generieren und im Falle einer Zuteilung den Durchschnittskurs deutlich herunterzubekommen. Ein wichtiger Hinweis noch: Ich schließe in beiden Strategien die Position, wenn der Aktienkurs von Pinterest zwischen den beiden Ausübungspreisen liegt. Das kann natürlich auch mit Verlust geschehen.
Infos zu beiden Strategien findest du auch als Videos auf meinem YouTube-Kanal (hier Variante 1 und hier Variante 2). Für viele weitere spannende Videos abonniere sehr gerne auch meinen YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/optiontradingpal.